Falsche Paradigmen im Sport
Wissen Sie was ein Paradigma ist? Ein Paradigma ist eine allgemeine, akzeptierte Sicht der Dinge. Zum Beispiel „Wasser ist nass“ ist so ein Paradigma mit Gültigkeit.
Es gibt aber auch eindeutig falsche Paradigmen, die trotzdem von vielen Leuten akzeptiert sind. Dies wird beispielsweise in der Wissenschaft sichtbar, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben und alte Ansichten über Bord geworfen werden müssen. Denn trotz eindeutiger Beweislage wollen immer einige das neue Wissen nicht annehmen. Es ist so, als wolle man ein Paar gut eingelaufene Schuhe gegen Neue eintauschen. Unbequem! Auch im Sport gibt es verschiedene Paradigmen. Einige davon sind wahr und richtig, andere hingegen gehören ins Reich der Mythen. Wir wollen an dieser Stelle mit Einigen dieser falschen Ansichten aufräumen.
1. Sport ist nichts für mich! Ich bin nicht gesund.
Haben Sie ein körperliches Handycap? Einen kaputten Rücken, Verschleiß in der Schulter oder etwas Ähnliches? Ganz ehrlich? Das ist kein Grund, keinen Sport zu treiben! Punkt! Schauen Sie sich mal an, was die Sportler bei den Paralympics für herausragende und wirklich beachtenswerte Leistungen vollbringen.
Es gibt eine junge Frau, die mit nur einem Bein, mehrere Ironman-Wettbewerbe absolviert hat. Mit sehr guten Zeiten und die sich sogar für die Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifiziert hat. Aber nicht zwischen anderen Sportlern mit Handycap, sondern sie trat gegen Gesunde an. Das ist selbst für Leute mit zwei Beinen schon sehr, sehr schwer. Durch die Überlastung von einzelnen Gliedmaßen kommt es gerade bei diesen Sportlern zu vermehrtem Verschleiß, der ihnen das Leben noch zusätzlich schwer macht. Doch auch diese Leute treiben Sport und vollbringen dort Leistungen, die sehr oft die Leistungen von Sportlern ohne Handycap in den Schatten stellen.
Ich kenne persönlich Jemanden, der krankheitsbedingt seit vielen Jahren das Bett nicht mehr verlassen konnte. Doch auch dieser Bekannte treibt drei Mal in der Woche Sport. In seinem Bett! Er trainiert mit Hanteln und hat einen Mini-Ergometer, mit dem er sich auch im Liegen schaffen kann. Wenn Sie an körperlichen Schwächen leiden, suchen Sie sich einfach einen Sport, den Sie ausüben können. Zum Beispiel Schwimmen, bei Leuten mit kaputten Knien. Besprechen Sie sich mit Ihrem Arzt. Er wird Ihnen sagen, was Sie tun können und wird Sie mit Rat und Tat unterstützen. Oft ist es auch so, dass der Sport hilft, kleinere und größere körperliche Probleme zu lindern oder diese sogar zu heilen.
2. Ich bin unsportlich! Das war schon immer so….
Diese Aussage hört man sehr oft. Meistens von Leuten, die das letzte Mal in der Schule Sport getrieben haben. Das Problem ist, dass an vielen Schulen oft keine richtigen Sportlehrer mehr angestellt sind. Meistens ist es so, dass der Lehrer für Deutsch, die Sportstunden auch noch übernimmt. Es gibt dann zwar etwas sportliche Aktivität wie Ballspiele oder Ähnliches, doch wirklich Sport getrieben wird meistens nicht.
Das geht so lange gut, bis zum Beispiel die Leistungstests für den 3000-Meter-Lauf anstehen. Jetzt sollen die eigentlich untrainierten Schüler plötzlich auf Leistung einen Langlauf absolvieren. Die Folgen sind meist Seitenstechen, Atemnot und andere Probleme. Viele kommen jetzt auf die Idee mit der Unsportlichkeit…. Dabei liegt das Problem nicht in der Unsportlichkeit, sondern einfach in mangelndem Training und damit unzureichender Vorbereitung. So etwas muss schief gehen.
Sie werden sehen, dass wenn Sie sich an unsere Ratschläge bezüglich des Trainingsbeginns halten, der Gedanke von der eigenen Unfähigkeit, Sport zu treiben, ganz von selbst verschwindet.
3. Durch Situps nimmt man am Bauch ab und ähnliche Märchen…
Immer wieder hört man, dass man durch Situps am Bauch, durch Kniebeugen an Beinen und Po und durch Muskeltraining an den Armen abnimmt. Um es mal auf gut Deutsch zu sagen… Das ist so ziemlich der größte Blödsinn, den man sich vorstellen kann. Glauben Sie solchen Unsinn nicht!
Man nimmt nur ab, wenn man dem Körper mehr Energie entzieht als man ihm zuführt. Und das ist nur, durch das von uns in dem entsprechendem Artikel beschriebene Training, und am ganzen Körper möglich. Man muss sich regelmäßig, 3 bis 5 Mal pro Woche, für mindestens 1,5 Stunden bewegen. Nur so nehmen Sie ab! Situps trainieren die Bauchmuskeln, die anderen Übungen die entsprechenden Muskelpartien. Mehr nicht. Es ist absolut nicht möglich, an einzelnen Körperpartien gezielt Gewicht zu verlieren. Gewichtsverlust ist nur am ganzen Körper komplett möglich. Welche Partien zuerst schlanker werden und welche zuletzt, hängt davon ab, ob Sie männlich oder weiblich sind und im welchem Alter Sie sich befinden. Eine rein genetische Geschichte. Kein Training der Welt kann darauf Einfluss nehmen.
Wenn Sie also in ein Fitness-Studio gehen, weil Sie Ihren Hintern zu dick finden und man Sie in einen „Bauch-Beine-Po-Kurs“ steckt, drehen Sie sich auf dem Hacken um und gehen Sie wieder. Man hat gerade versucht, Sie gehörig auf den Arm zu nehmen und Sie auch noch dafür bezahlen zu lassen. Der gerade erwähnte Kurs hat seine Berechtigung, um die Muskelgruppen in den entsprechenden Bereichen zu trainieren. Also eine schlanke Figur noch „knackiger“ zu machen. Zum Abnehmen taugt er nur sehr bedingt.
Aus demselben Grund sind Produkte, wie Sie am späten Abend in Fernseh-Verkaufsshows angepriesen werden, einfach nur als Schrott zu bezeichnen. Mir fällt da persönlich immer wieder eine ominöse Bauchsauna ein…. Womit wir auch gleich beim nächsten Punkt wären..
4. In der Sauna nimmt man ab
Man hört immer wieder folgenden Satz in unterschiedlichen Formulierungen: „Ich bin gerade beim Abnehmen und esse zur Zeit nur Salat. Außerdem gehe ich zweimal in der Woche in die Sauna“. In dem Vorhaben sind gleich zwei große Fehler. Erstens: Nur Salatessen ist Mangelernährung, die immer mit dem berühmten Jojo-Effekt einhergeht. Zweitens: In der Sauna nimmt man nicht ab. Es sei denn, Sie nehmen sich ein Laufband mit und schaffen sich 1,5 Stunden darauf…:-)
Nein, im Ernst. In der Sauna werden Sie kein Gramm Fett verlieren. Sie sind zwar direkt nach einem Sauna-Gang auf der Waage leichter, doch das liegt allein daran, dass Sie viel geschwitzt haben. Sie haben nur Wasser verloren. Wenn Sie, wie empfohlen, nach der Sauna ausreichend trinken, ist dieser Effekt gleich Null.
Es ist auch ziemlich logisch, wenn man es mal ein bisschen durchdenkt. Fett schmilzt erst bei sehr hohen Temperaturen. Da würde eher Ihr Blut zu kochen beginnen und das wäre schon lange vor Erreichen des Siedepunktes tödlich, weil Blut erst bei 100° C kocht und Sie eine Körpertemperatur von mehr als 42° C kaum überleben würden.
Was aber nicht heißen soll, dass die Sauna schlecht ist. Im Gegenteil! Sie hilft dabei, den Körper zu entschlacken, ist entspannend, härtet ab gegen Erkältungskrankheiten und beim anschließendem Bad im Tauchbecken, ist dieses sehr intensive Gefühl des Lebens wieder da. Kleiner Tipp. Probieren Sie mal statt des Kaltwasserbeckens, Schnee bei hohen Minus-Graden…. Die Sauna hat also viele Vorteile, wird Ihnen aber beim Abnehmen nicht helfen.
5. Ich habe keine Zeit!
Dazu möchte ich eine kleine Geschichte erzählen. Vor einigen Jahren lernte ich mal einen Menschen kennen. Er war immer in Eile, hatte nie Zeit für ein längeres Gespräch und nahm augenscheinlich viele Termine wahr. Irgendwann fragte ich ihn mal, was er denn arbeite. Die Antwort war: „Ich bin arbeitslos“.
Was ich damit sagen will ist, dass die Aussage „Ich habe keine Zeit“ im modernen Deutsch eigentlich den Sinn der Aussage „Ich habe keine Lust“ angenommen hat. Mal Hand aufs Herz. Wer hat sich nicht schon mal mit angeblichen Zeitmangel bei unangenehmen Terminen entschuldigt oder die Einladung zu einer Party ausgeschlagen, weil man die Leute nicht mochte?
Aber selbst Spitzen-Manager finden in ihren stets vollen Terminkalendern immer einen Platz für Sport. Anders könnte man so einen stressigen Job wahrscheinlich auch nicht aushalten… Wir haben im Alltag für so vieles Zeit. Wenn wir mal die Verpflichtungen, wie Arbeit und Haushalt ausklammern, hat der Deutsche im Durchschnitt vier Stunden am Tag Zeit, fern zu sehen. Das sind 1460 Stunden im Jahr oder knapp 61 Tage. In der Woche 28 Stunden.
Wenn Sie sich jetzt 3 Mal in der Woche je 1,5 Stunden für Ihren Sport nehmen, macht das 4,5 Stunden. Und mal ganz ehrlich. So toll ist das Fernsehprogramm nicht, dass man nicht auf diese kurze Zeitspanne verzichten kann. Sie müssen ja auch nicht unbedingt zum Sport gehen, wenn gerade der Lieblingsfilm läuft. Wenn Sie sich jetzt nochmal vor Augen halten, dass gerade dieses stille Sitzen vor dem Fernseher, mit der Tüte Chips in der Hand und einem gepflegten Bierchen oder Glas Wein, genau das Verhaltensmuster ist, das uns unser Übergewicht eingebracht hat, müsste es um so leichter fallen, vom Sofa aufzustehen und die Flimmer-Kiste auszumachen.
Sie schlagen tatsächlich zwei Fliegen mit einer Klappe! Schädliche Verhaltensmuster werden gebrochen und das Ganze wird in extrem positive Bahnen gelenkt. Positiv für Sie! Man muss Sport in seinen Alltag einplanen, wie zur Arbeit zu gehen. Man hat dann für nichts Anderes Zeit. Dann ist Zeit für den Sport. Und nur dafür. Sie würden ja auch keine Einladung zum Kaffee annehmen, wenn Sie eigentlich auf der Arbeit sein müssten. Ich lehne tatsächliche Termine ab, wenn diese in meine Trainingszeit fallen oder schicke auch Besucher wieder weg. Das muss man am Anfang ein bisschen erklären, aber gute Freunde werden Sie mit Sicherheit verstehen und es nicht übel nehmen.
6. Ich bin zu dick, um Sport zu machen
Dann ändern Sie es doch! Niemand ist zu dick, um Sport zu machen! Wenn Sie starkes Übergewicht haben, führen Sie bitte in jedem Fall vorher ein Gespräch mit Ihrem Arzt. Nur er kann richtig einschätzen, was Ihr Körper leisten kann und was nicht. Das ist wirklich wichtig! Und dann gibt es nur eine Devise, die Turnschuhe an die Füße und los! Aber immer maßvoll!!! Bei starkem Übergewicht ist auch ein längerer Spaziergang schon Sport. Ihren wichtigsten Belastungsmesser haben Sie immer dabei. Ihren Körper. Schwitzen Sie? Sehr schön! Sie können keine fünf zusammenhängenden Sätze mehr sprechen? Machen Sie langsamer!
Tasten Sie sich langsam an die empfohlene Trainingsdauer von 1,5 Stunden heran. Es schadet überhaupt nichts, wenn Sie am Anfang nicht mehr als eine Viertelstunde schaffen. Es kommt ganz von selbst, dass Sie leistungsfähiger werden. Aber versuchen Sie mindestens drei Mal in der Woche Sport, in der eben beschriebenen Intensität, zu treiben. Es lohnt sich total! Es ist wie eine Reise in ein neues, gesünderes, attraktiveres und viel aktiveres Leben. Doch jede Reise beginnt mit den ersten Schritten. Haben Sie den Mut diese Schritte zu gehen! Es gibt viele Berichte von Menschen, die diesen Mut hatten. Und kein einziger berichtete davon, dass sich der Weg nicht gelohnt hätte. Wäre es nicht mal wieder schön, in körperbetonenden Kleidern auf einer Tanzfläche zu stehen und die Leute gucken nicht „die Dicke“ sondern die Hübsche an? Mit regelmäßigem Sport ist so etwas möglich.